Dein Ort für die Zukunft
Im Rahmen der Aktion »Austria For Future — Dein Ort für die Zukunft« und unseres Engagements bei »Entrepreneurs for Future« haben wir gemeinsam mit ein paar Kollegen am 20. September 2019 eine kleine Demo im österreichischen Ort Annaberg im Lammertal organisiert. Wir waren dort für ein geschäftliches Treffen unterwegs und haben die Gelegenheit genutzt, um auch politisch aktiv zu werden.
Unten findet ihr ein Email, das wir im Nachgang der Aktion an den örtlichen Bürgermeister gesendet haben. Gerne dürft ihr das Schreiben kopieren / anpassen und auch an eure Gemeinde senden!
Viel Erfolg!
Lieber Herr Bürgermeister Promok,
wir freuen uns sehr, dass Sie sich für unsere Demo-Aktion in Annaberg interessiert und uns sogar angerufen haben.
Wie Sie mitbekommen haben, fanden am Freitag in mehr als 750 österreichischen Orten Demonstrationen für eine mutigere Klimapolitik statt — auch in Ihrer Gemeinde (ein Foto von der Aktion finden Sie anbei). Gleichzeitig waren in Deutschland 1,4 Millionen Demonstranten auf der Straße — das war die größte Demonstration in der Geschichte der BRD!
Man sieht also: Die Zeiten sind im Umbruch, das Bewusstsein der Menschen für Ihre Umwelt wächst und wir müssen dringend unsere Denkweise und unser Handeln verändern, um eine lebenswerte Zukunft für alle sicher zu stellen. Doch was bedeutet das konkret für Sie als Bürgermeister und Ihre Gemeinde?
Nun, wir sind überzeugt, dass insbesondere die Gemeinden einen großen Beitrag zum notwendigen Wandel von unten heraus leisten können!
Hier ein paar konkrete Anregungen in kurzen Stichpunkten:
- Regionale Wirtschaftskreisläufe stärken, z.B. mit Wochenmärkten oder einer eigenen Regionalwährung (siehe z.B. https://www.chiemgauer.info )
- Die österreichische Vorreiterrolle in der Ökologischen Landwirtschaft weiter ausbauen: fördern Sie daher Biobauern in Ihrer Gemeinde und regen Sie bei konventionell wirtschaftenden Bauern eine Umstellung an.
- Den menschlichen Flächenverbrauch eindämmen: lieber in die Höhe bauen statt in die Fläche und auch mal mutig die Frage stellen, ob es wirklich noch ein weiteres Einkaufszentrum braucht oder ob man bestehende Flächen und Gebäude vielleicht sanieren und effizienter nutzen kann?
- Erneuerbare Energien auf innovative Weise fördern, z.B. mit regionalen, bürgereigenen Genossenschaften, die Ihren Öko-Strom selber produzieren (Beispiel: https://www.ews-schoenau.de/ Stichwort »Bürgerstrom«, http://www.kooperieren.at )
- Unterstützen Sie neue Wohnformen, die auf Gemeinschaft und wenig Flächenverbrauch setzen, z.B. Mehrgenerationen-Häuser, die Tiny-House-Bewegung, Cohousing-Projekte, Ökodörfer oder das Mietshäuser-Syndikat (hier ein Überblick: https://www.fuereinebesserewelt.info/alternative-wohnformen-7-ideen-fuer-schoeneres-wohnen/ )
Auf den ersten Blick, mögen manche dieser Wohnprojekte sehr »hippie« oder »links« aussehen — doch scheuen Sie sich nicht, genauer hinzusehen, denn die Menschen dort bereichern oft die Gemeinden und integrieren sich sehr gut in die bestehende Gesellschaft. - »Teilen« ist das neue »Besitzen«: Richten Sie ein Reparatur-Cafe ein, wo man gemeinsam Dinge repariert; auch Kleider- sowie Werkzeug-Tauschbörsen, Bücherschränke im öffentlichen Raum oder lokale Carsharing-Initiativen sind tolle Angebote.
- ÖPNV und Fahrradwege ausbauen und attraktiver machen; Autos sollten im Gegenzug im Ortsinneren weniger Platz bekommen und werden dadurch unattraktiver.
- Gründen Sie in Ihrer Gemeinde eine »Transition Town«-Gruppe. Aus solchen Gruppen heraus sind in manchen Gemeinden schon ganze Wohngebiete gemeinsam energetisch saniert worden, Regionalwährungen sind entstanden und kommunale Solarparks wurden gebaut! https://www.transition-initiativen.org/was-ist-eine-transition-town-initiative
https://www.youtube.com/watch?v=QV16XK2y0V8 - Die österreichischen Gemeinden Mäder und Nenzing, sowie das bayerische Kirchanschöring machen es vor: Werden Sie eine Gemeinwohlgemeinde und machen Sie damit klar, dass man heutzutage Wohlstand, Lebensqualität und Fortschritt einer Region nicht mehr alleine an der wirtschaftlichen Entwicklung messen kann. https://www.ecogood.org/de/unsere-arbeit/gemeinwohl-bilanz/gemeinden/
Natürlich können Sie all diese Punkte nicht auf einmal und nicht im Alleingang angehen — aber vielleicht möchten Sie das Thema bei der nächsten Gemeinderatssitzung auf die Agenda setzen oder eine Arbeitsgruppe »Zukunftsgemeinde« gründen, die sich mit den genannten Ansätzen beschäftigt und einen konkreten Plan ausarbeitet.
Die große Chance in der historischen Herausforderung »Klimawandel« sehen wir darin, dass wir als Menschen wieder zusammen finden, gemeinsam an einem großen Ziel arbeiten und den übertriebenen Egoismus und Materialismus hinter uns lassen, der uns ohnehin nicht glücklich macht: Weg vom »Schneller, höher, weiter«, hin zu einer Gemeinschaft mit Fokus auf ein soziales und nachhaltiges Miteinander. Und hierfür braucht es mutige und realistische Politiker wie Sie, die konstruktiv in die Zukunft blicken und Veränderungen aktiv anstoßen.
Wir danken Ihnen herzlich für Ihr Engagement und würden uns freuen, wenn Sie die ein oder andere Anregung bald in Ihre Arbeit mit einfließen lassen.
Herzliche Grüße,
Matthias Lindner und das Team von ARaction